Dienstag, 20. Januar 2009

Alles anders!

Nun kann ich also auch bestätigen, dass man sich auf seinen ersten Indienbesuch nicht wirklich vorbereiten kann. Man taucht ein in eine völlig andere Welt und realisiert sehr schnell, was es mit dem in allen Reiseführern erwähnten Kulturschock auf sich hat. Es ist einfach alles anders als man es von zu Hause gewohnt ist. Teils negativ, teils positiv.

Straßenverkehr

Straßen werden egal in welcher Größe nie nur von Autos und Lastwägen benutzt so wie daheim. Da kann es auch vorkommen, dass ein paar Kühe straßen (anstatt zu grasen) oder einem ein paar Fußgänger auf der Schnellspur entgegen kommen. Wenn es schneller geht fährt man auch gerne mal in den Kreisverkehr in die falsche Richtung oder auf der Gegenfahrbahn. Grundsätzlich scheint es sich bei roten Ampeln, Einbahnstraßen und Fahrbahnlinien lediglich um eine Empfehlung zu handeln. Verkehrsregeln sind hierzulande also nicht wirklich zu erkennen. Jeder fährt kreuz und quer. Blinker, Schulterblick, Seitenspiegel oder ähnliches kommt in Indien nicht zum Einsatz. Das wichtigste Instrument ist hier die Hupe. Wer keine Hupe hat, ist auf Indiens Straßen ein Nichts.


Essen und Trinken

Tja, Essen ist so eine Sache. An Leberkas oder Weißwiaschd gibt’s hier natürlich keine. Aber unzählige leckere Reisgerichte mit netter Schärfe. In Indien isst man eigentlich mit der Hand, und zwar mit der rechten, denn das ist die reine. Die linke Hand hat im Teller nichts verloren. Tut man sich diesbezüglich bei einem Schokoriegel noch recht leicht, ist das Essen mit den Griffeln bei den unzähligen Reisgerichten schon etwas gewöhnungsbedürftig. Inzwischen esse ich aber schon wie eine Sau. Vorteil: Kein Besteck zu spülen. Nachteil: Die Soßenfarben hat man noch eine Woche später unter den Fingernägeln.

Bzgl. Getränke muss ich sagen: Die Inder machen einen sehr guten Chai (Tee), der mit Milch zubereitet wird. Bierbrauen müssen sie allerdings erst noch lernen, aber das kann man halt mal nur an einem Fleck der Welt, nämlich in Bayern. Trotzdem schlag ich mich mit der größten indischen Biersorte, dem Kingfisher, ganz gut durch.

Luft

Die Luft hier ist nicht ganz so durchsichtig wie in Bayern oder Tirol – woran das wohl liegt. Außerdem legen sich nach einem Tag in Delhi oder Agra schwarze Partikel im Naseninneren an. Erst dachte ich mir beim Schnäuzen: „Das kann doch nicht immer noch der Schnupftabak von vor einer Woche sein.“ War er natürlich nicht. Co2 statt Gletscherbrise…

Leute

Wenn man fernab der Touristenhochburgen als Europäer durch die Straße geht, hat man anfangs ein etwas beklemmendes Gefühl, da man angestarrt wird wie U-Boote. Man gewöhnt sich jedoch sehr schnell daran. Der Inder ist prinzipiell sehr aufgeschlossen, hilfsbereit und will sofort alles über einen wissen: „What´s your name?“, „Where are you from?“, „Are you married?“, „How many brothers and sisters do you have?“, etc. Die Aufgeschlossenheit der Inder macht es einem sehr leicht, schnell Anschluss zu finden.

Kosten

In Indien ist das meiste ein gutes Stück billiger als zu Hause. Eine gute Mahlzeit in einem Restaurant kann man bereits für umgerechnet 60 -70 Cent aufwärts erstehen. Essen und Trinken ist in Indien wirklich eine sehr günstige Angelegenheit. Auch Transportmittel sind äußerst günstig. Um nach Delhi und in Delhi schnell von A nach B zu kommen, haben wir zu viert ein Taxi bestellt, welches uns 8 Stunden zur Verfügung stand. Am Ende des Tages hat der Spaß insgesamt 12 Euro gekostet. Anders sieht es mit Eintrittspreisen in Sehenswürdigkeiten aus. Dort wird man als Ausländer ordentlich über den Tisch gezogen. Zahlt der Tourist, wenn er den Taj Mahal sehen will, 750 Rupees, schlägt er bei Indern mit nur 20 Rupees zu Buche. Das nenn ich mal einen Einheimischenrabatt von satten 97 %...

Armut

Das Elend, das einem auf der Straße tagtäglich begegnet ist äußerst bedrückend. Lediglich eine Minderheit der indischen Bevölkerung profitiert am Wirtschaftsboom des Landes. Der Rest lebt unter erbärmlichen Lebensbedingungen in Slums und an sämtlichen Straßenrändern in alten Baracken oder unter ein paar Planen. Nirgends auf dieser Welt habe ich jemals einen Ort gesehen, wo zwischen Arm und Reich eine derartige Kluft herrscht wie in Gurgaon. Sämtliche Großkonzerne aus aller Welt haben in Gurgaon eine Zweigstelle, die Glastürme sprießen hier aus dem Boden wie andernorts das Unkraut. Die Bevölkerungszahl nimmt hier exponentiell zu und ist von nur wenigen Tausend vor ca. 15.ooo auf heute ca. 300.000 angestiegen. Eine Shopping Mall reiht sich an die andere, viele davon vergleichbar mit den Standards westlicher Großstädte. Verlässt man diese über die stets frisch polierten Marmorfliesen in den Eingangsbereichen und geht ein paar Meter, erlebt man jedoch elendige Verhältnisse.

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